Ein Blackout, also ein großflächiger und langandauernder Stromausfall, ist hierzulande sehr unwahrscheinlich – hätte aber weitreichende Folgen. So wäre sowohl die Energieversorgung von Haushalten und Unternehmen unterbrochen, aber auch die öffentliche Infrastruktur, wie etwa Straßenbeleuchtung oder Mobilfunknetze, erheblich gestört. Im fiktiven Szenario wurden die Memminger Einheiten daher zur Unterstützung in das Krisengebiet alarmiert.
Zur autarken Versorgung errichteten sie zunächst ein Camp auf dem Truppenübungsplatz, und mussten dabei Wasser, Lebensmittel, Energie und alles Weitere selbst herbeischaffen. Kaum war die behelfsmäßige Unterkunft fertiggestellt, erreichte die Mitwirkenden auch schon der erste Einsatzauftrag.
Ein tieffliegender Helikopter kollidierte nachts mangels Hindernisfeuer mit einem Bauwerk und stürzte ab. Einige Gebäude wurden dadurch beschädigt, weitere Fahrzeuge waren in die Schadenstelle hineingefahren. An einer nahegelegenen Bahnstrecke kam es fast zeitgleich zu einem Unfall mit einem Zug. Zwei Fahrzeuge hatten sich unter dem Waggon verkeilt, es waren Personen eingeklemmt. Ein weiterer PKW hatte Feuer gefangen, im Zug kam es zu einer massiven Rauchentwicklung. Die Lage war maximal unübersichtlich und sollte die Einsatzkräfte absichtlich vor große Probleme bei der Priorisierung und Abarbeitung stellen.
Nach einer ersten Chaosphase kam die Hilfe ins Rollen; jede einzelne Einsatzkraft hatte alle Hände voll zu tun. Die Feuerwehr begann mit der Menschenrettung und Brandbekämpfung sowie der technischen Hilfeleistung an der Bahnstrecke. Die Sanitäterinnen und Sanitäter der Hilfsorganisationen triagierten Verletzte, versorgten ihre Wunden und machten sie transportfertig. Das THW verschaffte sich mit ihrer Drohne einen Überblick, leuchtete die Einsatzstelle aus und nahm die technische Rettung vor.
Am Samstagvormittag bildeten sich die Rettungskräfte bei der Stationsausbildung untereinander selbst fort. Die Hilfsorganisationen schulten die Teilnehmenden in der Reanimation und der Versorgung stark blutender Extremitätenwunden. Das THW führte die Handhabung ihrer Sauerstoffkernlanze zum thermischen Trennen vor. Die Feuerwehr beübte mit den anderen Helferinnen und Helfern die Drehleiterrettung. Besonders staunten die Ehrenamtlichen über das vorgeführte Flugfeldlöschfahrzeug der Bundeswehr-Feuerwehr.
Oberbürgermeister Jan Rothenbacher stattete den mehr als 80 Teilnehmenden vor Ort einen Besuch ab und dankte ihnen für ihr außerordentliches Engagement. In seiner Ansprache führte er aus: „Memmingen kann wirklich stolz auf seine freiwilligen Einsatzkräfte sein, das ist mir hier nochmal ganz deutlich geworden. Was Sie allein in letzter Zeit beim Hochwasser und der Hausexplosion geleistet haben, verdient allerhöchste Anerkennung.“
Am frühen Nachmittag übertrug der Krisenstab den Einheiten dann weitere Einsatzaufträge: Eine Massenkarambolage wurde gemeldet, ein Schulbus mit Kindern sei dabei beteiligt. Feuerwehr und THW fuhren die Unfallstelle an und begannen mit der technischen Hilfeleistung. Zur Versorgung der zahlreichen Verletzten mussten die Hilfsorganisationen von DLRG, BRK, Johannitern und Maltesern in kurzer Zeit einen Behandlungsplatz einrichten und Transportkapazitäten bereitstellen. Nach dem Unfall am Vorabend wurde das THW zudem entsendet, um den Zug wieder einzugleisen.
Mehr als ein halbes Jahr lang hatte das Amt für Brand- und Katastrophenschutz zusammen mit Führungskräften des Technischen Hilfswerks das Übungswochenende geplant und vorbereitet. Unterstützt wurden sie dabei von vielen weiteren Mithelferinnen und Mithelfern. „Es ist uns wichtig, dass die Einsatzkräfte hier nicht nur fachlich voneinander lernen, sondern auch über die eigene Organisation hinaus zusammenwachsen. Die zurückliegenden Monate haben bewiesen, dass wir so gemeinsam auch sehr komplexe Großschadenslagen meistern können“, kommentierte Sandra Schneider aus dem Organisationsteam den Übungszweck.
Den lauen Sommerabend ließen die Teilnehmenden miteinander am Lagerfeuer ausklingen. Am Sonntag bauten die Mitwirkenden das Camp schließlich zügig wieder ab. Gemeinsam fuhren die Katastrophenschutz-Einheiten in Kolonne zurück nach Memmingen und beendeten nach dem Aufrüsten ihrer Fahrzeuge die Übung ganz offiziell.